Puzzle: Die Geschichte Teil 1/2: Von der Entstehung bis 1935
Puzzle: Die Geschichte Teil 1/2: Von der Entstehung bis 1935
Das Puzzle ist bei vielen Leuten bekannt. Nicht nur kleine Kinder, sondern auch Senioren kennen dieses Spiel. Würde jemand aus unserer Zeit mit seinem Ur-Ur-Großvater reden können und ihm nach diesem Spiel fragen, so wüsste sicher auch er, was gemeint ist. Denn das Puzzle hat seinen Ursprung schon vor mehr als 250 Jahren.
Wie entstand der Name Puzzle?
Der Begriff Puzzle stammt bereits aus den 1590er-Jahren. Damals wurde vermutlich der Begriff „pose“ verwendet, was „perplex“ bedeutet. Mit „perplex“ wird etwas ausgedrückt, was jemanden ratlos macht oder verwirrt. Mit der Zeit wurde der Name für verschiedene Quizze, Denkaufgaben und Rätsel genutzt.
Erfindung eines außergewöhnlichen Spieles: Wie wurde das Puzzle entdeckt?
Herauszufinden, wie und durch wen das Puzzle entdeckt wurde, ist nicht so leicht. Immerhin sind die Dokumente rar und es kann niemand aus der Zeit mehr befragt werden. Schriftstücken nach zu urteilen, hieß der Erfinder John Spilsbury. Er lebte von 1739 bis 1769 und arbeitet als Kupferstecher und Kartenhändler. Seine Ausbildung absolvierte er 1753 beim Geschäftsmann Thomas Jefferys. Anschließend eröffnete Spilsbury seinen eigenen Laden. Zu dieser Zeit setzte die industrielle Entwicklung ein. Ob der Brite wirklich als erster das Puzzle erfand oder es einfach nur erfolgreich verkaufen konnte, ist nicht geklärt. Auf alle Fälle nahmen mit der steigenden Industrie auch die Reisemöglichkeiten und der weltweite Handel zu. Damit verbunden war ein grundlegendes geografisches Wissen, welches schon Kinder lernen sollten.
Spilsbury begann 1763 Landkarten auf Holz zu kleben. Anschließend zersägte er die Brettchen entlang der Grenzen der unterschiedlichen Grafschaften. Die Grundidee könnte der Geschäftsmann von seinem Lehrmeister übernommen haben. Dieser verkaufte wenige Jahre zuvor ein geografisch geprägtes Gänsespiel, welches Spilsbury vielleicht als gedankliche Vorlage gedient hat. Nach der Herstellung wurden die Karten als Lernmittel für den Erdkundeunterricht verkauft. Wie auch beim heutigen Puzzle mussten die Teile wieder zu einem Ganzen zusammengesetzt werden. Im Gegensatz zur heutigen klassischen Variante waren die damaligen Teilchen nicht verzahnt.
Abbildung: Heutiges Lernpuzzle für Kinder/ Quelle: https://pixabay.com/de/photos/kind-spiel-puzzle-kindheit-3695323/
So ein Puzzle, das ineinander hält, wurde erst im späteren 19. Jahrhundert entwickelt. Außerdem hatte die damalige Handarbeit ihren Preis. Vor allem die Rätsel von Irland und England kosteten mehr als der Rest. Für die Oberschicht war das nicht problematisch. Damit auch Personen unterhalb der Oberschicht sich die Legespiele leisten konnten, hatte Spilsbury eine günstigere Variante im Angebot. Bei dieser wurden die Puzzle-Landkarten ohne die Meeresteile verkauft. Leider waren die damit verbundenen Ausgaben für viele Familien noch immer zu viel.
Entwickelung nach Spilsburys Tod
Als John Spilsbury mit nur 29 Lebensjahren verstarb, setzten andere Geschäftsleute seine Erfindung fort. Mit der Zeit wurde sein Werk weiterentwickelt. Schon im Jahr 1785 gab es in England nicht mehr nur die Ursprungsvariante zur Bildungssteigerung. Nun wurden die ersten dieser Spiele verkauft, die der Unterhaltung dienten. Landkartenpuzzles standen weiter auf Platz 1.
Puzzle im 19. Jahrhundert
Auch im 19. Jahrhundert waren Puzzlespiele noch eine Rarität, die sich nicht alle Menschen leisten konnten. Noch immer wurden die Teile aus Holz hergestellt. Nur langsam setzte die Pappproduktion ein. Die Pappteile wurden in Betrieben der Papp- und Papierherstellung produziert, da es hier die notwendigen Maschinen gab. Allerdings konnten damit nur einfache Muster gedruckt werden.
Mittlerweile war das Puzzle zudem nicht nur in Großbritannien bekannt, sondern auch in anderen Ländern wie Deutschland.
Als Motive waren hier zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter anderem heimische Abbildungen gefragt. Mit der europäischen Entwicklung wurden ab 1848 militärische Szenen beliebt. Damals galt es als normal, dass Kinder Bilder mit Gefallenen oder viel Blut zusammensetzten. Nur in England fand dieser Hype keinen Anklang. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts dominierten in der Puzzlewelt wieder vermehrt kinderfreundliche Abbildungen. Des Weiteren stiegen in vielen Haushalten die Einnahmen und die fortschreitende Technik verursachte geringere Herstellungskosten. Damit konnten sich bald fast alle Familien ein Puzzle leisten. Die einstigen Landkarten-Legespiele wurden in vielen Ländern zunehmend weniger hergestellt. In Großbritannien waren sie weiterhin erhältlich. Des Weiteren gab es Ende des 19. Jahrhunderts eine verkaufsfördernde Erneuerung bei der Verpackung. Wurde ein Puzzle einst in einer Schachtel verkauft, bei welcher manchmal keine Abbildung des Motivs vorlag, druckten die Hersteller nun das Motiv direkt auf die Verpackung. Das Produkt konnte damit ansprechend gestaltet und vermarktet werden.
Puzzle-Fortschritt Anfang des 20. Jahrhunderts und ein großer Puzzlehype
Weltweit kam es von 1907 bis 1910 zu einem ersten Puzzle-Fieber. Dabei waren nicht nur Kindermodelle beliebt, sondern auch Ausführungen für Erwachsene. Vor allem Frauen zeigten sich begeistert. Auch Männer hatten mit der Zeit Interesse. Allgemein war das Puzzle anfangs noch immer eine gute Beschäftigung für Wohlhabende. Mit zunehmender Nachfrage wurden neue Jobs geschaffen. Vor allem Frauen arbeiteten als Puzzleschneiderinnen.
Abbildung: Holzpuzzles wurden lange per Hand gesägt, heute geht das elektrisch/Quelle: https://pixabay.com/de/photos/puzzle-letztes-teil-zusammenf%C3%BCgen-3223922/
Eine der bekanntesten Frauen war Isabel Ayer. Nachdem sie sich eine Fußhebellaubsäge besorgt hatte, stellte sie ihre eigenen Legespiele her und sägte für die Kundschaft Ersatzteile. Zusätzlich gründete sie einen Puzzleverleih und versandt ihre Werke weltweit. Isabel Ayer verhalf auch anderen Frauen in das Business. Sie zeigte ihnen, wie die Teile gesägt werden und hatte Mitarbeitende im Bereich des Verpackens. Natürlich hatte Ayer nicht als Einzige einen Puzzleverleih. In den US-Städten wurden mehrere gegründet. Bis 1910 liefen die Geschäfte gut. Danach brach die Welle ab. Als Folge mussten sich viele Beschäftigte oder Selbstständige eine neue Arbeit suchen.
Mit Beginn des Ersten Weltkrieges hatten die Menschen zudem andere Sorgen. Einige verbliebene Hersteller versuchten das Denkspiel zu manipulierenden Zwecken zu gebrachen. So sollten die Spiele bis 1916 die Moral der deutschen Soldaten an der Front und im Lazarett erhöhen. Mit zunehmender deutscher Niederlage wurden die Lieferungen aber eingestellt. Nach Ende des Ersten Weltkrieges hatte Deutschland nicht nur den Krieg verloren, sondern auch die Vormachtstellung bei den Kinderpuzzles.
In den 1920er-Jahren stieg die Nachfrage nach dem Puzzle wieder an. So viele Exemplare wie in der ersten Welle wurden aber nicht mehr verkauft. Außerdem wurde von manchen Herstellern auf neue Formen und Motive gesetzt. Allmählich mussten bzw. konnten Frauen die Massenproduktion übernehmen. Noch immer wurden die Teile per Hand gesägt. Männer waren in der Branche nur wenig zu sehen. Vermutlich lag dies daran, dass ihr Stundenlohn höher war und die Puzzles kostengünstig hergestellt werden sollten.
Der neue Puzzlehype
In den 1930er-Jahren befand sich ganze Welt wirtschaftlich in einem Desaster. Viele Menschen hatten keinen Job. Einige Amerikaner werteten ihre Finanzen auf, indem sie ein Puzzle nach dem anderen schnitten und verkauften. Das war der Beginn eines weiteren Puzzlehypes. Zusätzlich verbesserte sich die Technik, was Großhersteller nutzten. Die Teilchen wurden schon bald nicht mehr per Hand gesägt, sondern von Maschinen gestanzt. Diesbezüglich änderte sich auch das Material. Bei den wenigen Holzspielen wurde nun statt Nadelholz Sperrholz genutzt. Viele Legespiele wurden aber seitdem aus Pappe hergestellt und in Boxen verpackt, auf denen das Motiv zu sehen war. Waren die Zuschnitte zu Beginn noch ungenau, wurden sie immer exakter. Auch die Stabilität und der Druck verbesserten sich. Nun war es möglich ein Puzzle nicht nur schnell herzustellen, sondern es auch günstig zu verkaufen. Allein in den USA entwickelten sich in dieser Zeit über 3.000 Puzzlehersteller. Um sich von der Konkurrenz abzugrenzen, mussten sich die Hersteller besondere Methoden einfallen lassen.
Auch in Deutschland war das Puzzle wieder beliebter. Allerdings konnten sich viele Familien die deutschen Qualitätspuzzles nicht leisten. Generell mussten viele Spielwarenhersteller ihr Geschäft aufgeben. Es wurde zunehmend auf Billigware aus dem Ausland gesetzt. Auch in den USA hält der zweite Hype nicht ewig. Bei der Beliebtheit wurde das Puzzle 1935 durch Monopoly ersetzt. Vor allem die Holzschneider erlebten ein Tief. Nur wenige Firmen stellen heute noch Edelvarianten für Erwachsene her.
Wie die Geschichte des Puzzles weitergeht, das verrät der Blogartikel „Puzzle: Die Geschichte von 1936 bis heute“.
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Neben meinem eigenen Wissen habe ich zur Texterstellung folgende Inhaltsquellen genutzt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Puzzle#Geschichte
https://www.spielezar.ch/portal/blog/geschichte/die-geschichte-des-puzzles
Quelle Beitragsbild: https://pixabay.com/de/illustrations/laubsäge-sah-holzarbeiten-4925139/ und https://pixabay.com/de/vectors/puzzle-gestalten-teil-stück-lösung-303196/
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